Mittwoch, 27. Juni 2012

IG Energie vom Dach

Männedorf gründet IG Energie vom Dach.
Als Bundesrätin Doris Leuthard die neue Energie-Politik der Schweiz vorstellte, waren viele Bürger überrascht. Viele waren überzeugt, dass die vorgegebenen Ziele nie erreicht würden. In der Zwischenzeit hat sich bereits viel bewegt. Es zeigt sich, dass die Ziele gar nicht so unrealistisch sind, wie manche vorerst dachten.

Bis vor kurzer Zeit waren selbst Fachleute der Ansicht, dass sich nur grosse Dächer eignen, um Strom zu produzieren. Nun erkannte man jedoch, dass bereits die Dächer von Einfamilienhäusern gross genug sind, um Strom und Wärme zu produzieren. So haben neulich die Eigentümer eines neuen Einfamilienhauses in Küsnacht einen nationalen Energiepreis gewonnen. Dieses Haus gibt dreimal so viel Energie ins Netz ab, wie im Haus selber verbraucht wird. In Männedorf hat die Familie Ruedin an der Alten Landstrasse einen Neubau erstellt, der wegweisende Technologien zur Stromerzeugung und Stromersparnis einsetzt. Wesentlich an diesem Bauvorhaben war, dass praktisch alle anspruchsvollen Installationen von einheimischen Handwerkern vorgenommen wurden. Die neuen Technologien stellen neue Anforderungen an die KMU-Betriebe. Etliche Unternehmer haben diese neuen Chancen bereits wahrgenommen und ihr Angebot entsprechend ausgeweitet.

Die neuen Technologien sind interessant und auch attraktiv für junge Leute, die technische Herausforderungen suchen. Sie bringen im Normalfall eine gute Wertschöpfung. Auch in Männedorf bewegt sich vieles. So hat die «Infrastruktur Männedorf» ein Projekt ins Leben gerufen mit dem Namen «Energie vom Dach». Es soll abgeklärt werden, welche Dächer sich für die Energieproduktion eignen. Die Ressorts «Hochbau und Planung» und «Infrastruktur» haben die entsprechende Untersuchung bereits eingeleitet. Und das Elektrizitätswerk bereitet sich auf die Rücknahme von Strom vor. Die kleinen Mengen, die bis heute in das Netz abgegeben wurden, stellten kein Problem dar. Auch die zukünftigen Anforderungen können erfüllt werden, wenn im Netz die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden.

Elektrischer Servicewagen des EWM.
In der Bevölkerung herrscht reges Interesse an erneuerbaren Energien. So steht eine «IG Energie vom Dach» kurz vor deren Gründung. Personen aus allen wichtigen Parteien und aus der Bevölkerung gründen gemeinsam eine Plattform, um die Produktion und den Vertrieb von alternativer Energie zu fördern. «Energie vom Dach» bedeutet nicht nur Produktion von Strom (Photovoltaik), sondern auch die Nutzung von Wärme durch Wärmekollektoren. Beides hat die IG im Fokus.

Die Photovoltaik liefert Strom ins Netz, während die Wärmekollektoren vor allem erhebliche Ersparnisse im Energieverbrauch bringen. Eine erste Erkenntnis aus den Untersuchungen zu den Dächern zeigt, dass auf grossen Dächern mehr Wärme produziert werden kann, als in den darunter liegenden Häusern in Form von Warmwasser und Heizenergie genutzt wird. Wie kann man diese Energie speichern oder weitergeben? Diese und andere Fragen suchen noch nach Antworten.

In der Schweiz befinden wir uns in einem guten Umfeld. Sowohl die Wissenschaft wie auch die technischen und handwerklichen Berufe stehen auf einem hohen Niveau. Wir können damit rechnen, dass sich für die offenen technischen Fragen in naher Zukunft Antworten finden.

Auf eine interessante Problematik sind wir bei unserem Projekt «Fernwärme» gestossen. Wir müssen damit rechnen, dass sich der Bedarf an Heizenergie wegen laufend besser isolierter Häuser innerhalb von 10 Jahren um 30% senkt. Man kann aber die wegfallende Heizenergie kompensieren mit Häusern, deren Heizung erst in 10 Jahren ersetzt werden muss und erst zu diesem Zeitpunkt ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Das Beispiel zeigt, dass, wenn man mögliche Gefahren rechtzeitig erkennt, sich daraus oft neue Chancen ergeben, die es zu packen gilt.

Wir sehen die Aufgabe des Ressorts «Infrastruktur» nicht darin, möglichst viel Energie zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen, sondern den Einwohnerinnen und Einwohnern von Männedorf den Bedarf an Energie sicherzustellen und dabei nachhaltig die Möglichkeiten der Technik und der Natur zu nutzen. Dass wir dabei auch die Kostenseite beachten, zeigt, dass es uns gelungen ist, die Einkaufskosten von Solarstrom von 85 Rp. auf 65 Rp. zu senken. Wenn die angedachte Zusammenarbeit mit dem Verein «Solarspar» zustande kommt, können wir den Preis für Solarstrom auf 40 Rp. pro kWh senken, und wir sind zuversichtlich, dass in drei bis fünf Jahren 30 Rp. in Reichweite liegen.

Wir leben in einer interessanten Zeit. Helfen Sie mit, diese zu gestalten!
Rolf Eberli, Gemeinderat, Ressort Infrastruktur
Quelle: Fischotter 4/2012. Fotos: Ruedin (1), Infrastruktur (2)

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